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Selbstherrlich und arrogant. Wie gehe ich mit diesen wenig emphatischen Menschen um und woran erkenne ich sie.
Als Narzissten bezeichnet man alltagspsychologisch und umgangssprachlich Menschen, die ein hohes Maß an Selbstverliebtheit und Selbstbewunderung besitzen. Sie halten sich für wichtiger und wertvoller, als es ihre Beobachter tun und schenken ihrem Gegenüber zu wenig Beachtung. Bei einer narzisstischen Persönlichkeit nimmt das Bemühen um den Eigenwert mehr Raum ein als bei anderen Menschen. Ein Narzisst neigt zum Betonen seiner eigenen Qualitäten.
Der Umgang und das Zusammenleben mit einem Narzissten kann eine enorme emotionale Herausforderung darstellen, denn diesen Menschen fehlt es an Empathie. Gespräche und jegliche Interaktionen drehen sich in der Regel nur um die narzisstische Person selbst. Ein Wir-Gefühl bleibt völlig aus. Ein Diskutieren auf Augenhöhe ist oftmals unmöglich.
Die Psychotherapeutin Wendy Behary* schreibt in ihrem Buch „Mit Narzissten leben“, es gäbe kaum eine größere Herausforderung, als einen Narzissten zu behandeln. Ein Narzisst käme in der Regel nicht aus eigener Überzeugung in eine Behandlung. Es ist der Partner oder gar der Chef, der den Narzissten dazu drängt, sich endlich helfen zu lassen, da ein Zusammenleben oder Zusammenarbeiten nicht mehr möglich sei. Aber selbst dann ist die angestrebte Therapie oft nur ein Scheingrund, eine Ausflucht, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Der Narzisst will seinem Gegenüber glaubhaft machen, er würde nun sein problematisches Verhalten in Therapiesitzungen ernsthaft angehen.
Die Königin – Narzisstinnen fühlen sich als Star
Diva, Queen, Primadonna, Femme fatale. So trifft man meist die weibliche Form an, die Narzisstin. Sie tritt als die große Verführerin auf. Oder sie outet sich als schüchterne, zurückhaltende Scheinheiligkeit. Gefangen in ihrer Opferrolle lässt einen die Narzisstin spüren, wenn man es wagt, ihr zu widersprechen. Sie bestraft es mit Schmollen oder gar Drohungen und lässt einen deutlich spüren, dass man in ihrem Film nur eine billige Statistenrolle übernommen hat. Gerne rücken Narzisstinnen auch ihre körperlichen Vorzüge in den Vordergrund und spielen mit ihren Reizen.
Mehrzahl der Narzissten sind männlich
Die Mehrzahl der Narzissten sind männlich! Sie weisen meist die schädlichste Form des Narzissmus auf. „Das Temperament von Männern und ihre stärker ausgeprägte Neigung zu aggressivem Verhalten, von primär männlichen Vorbildern oder durch sozial und kulturell bedingte Verstärkung erlernter Verhaltensweisen sowie biologisch bedingte Neigungen bei Reaktionen auf Stress und Frustration infolge aktivierter Schemata …“ prägen den Narzissmus der schädlichsten Form, erklärt Wendy Behary* in ihrem Buch. Sie erklärt weiter, dass diese Narzissten niemals Reue zeigen, ihnen scheint sogar der moralische Kompass gänzlich zu fehlen.
Das Opfer
Die Opfer, meist Frauen und Lebenspartner eines Narzissten, neigen dazu, sich dem Partner zu unterwerfen. Nicht etwa aus Überzeugung, wohl aber eher als eine Form der Resignation. Sie merken im Laufe der Zeit, dass sie gegen die selbstgefällige und selbstverliebte Art ihres Partners nicht ankommen. Zum Schutz ihrer selbst, oft auch zum Schutz der Kinder und der vermeintlich heilen Welt innerhalb der Familie passen sie sich an.
Viele Opfer fragen sich, wie es soweit kommen konnte? Der anfängliche Charme des Narzissten hat sie vereinnahmt, hat sie geblendet. „Wenn sie schon eine Weile in dieser Beziehung sind, wurden sie schon ausgiebig in die Kunst der Diplomatie – oder vielmehr, sich auf die Zunge zu beißen – gedrillt“, so beschreibt es Wendy Behary*.
Sich zur Wehr setzen – Handeln mit Folgen
Sollte man tatsächlich den Plan hegen, sich gegen den Narzissten an seiner Seite zur Wehr zu setzen, braucht man ein dickes Fell. Hier begegnet man nicht einem Menschen, der in der Lage ist, Kritik auch anzunehmen. Man wird schlussendlich immer – zumindest nach Außen – den Kürzeren ziehen. Der Narzisst wird immer signalisieren, dass er sich keiner Schuld bewusst ist, etwas falsch gemacht zu haben. Menschen, die es wagen, ihn zu kritisieren, wird er mit Missachtung begegnen. Der Narzisst wird immer dem anderen die Schuld an allem geben, niemals sich selbst.
Wendy Behary* beschreibt in ihrem Buch einen Fall aus ihrer Praxis, in der die Frau eines Narzissten diesem eines Tages mit Recht vorwirft, er würde nicht auf ihre Bedürfnisse eingehen. Wut entbrannt flüchtet sie nach dem Streit ins Schlafzimmer. Ihr Mann ist sich – wie oftmals zuvor – keiner Schuld bewusst und entschuldigt ihr Verhalten damit, dass wohl gerade einmal wieder ihre Hormone verrückt spielen. Wie immer ist er nach diesem Streit stillschweigend zur Tagesordnung übergegangen, ohne nochmal das Gespräch zu seiner Frau zu suchen. Oftmals begegnete er ihr auch tagelang mit Missachtung, wohl wissend, sie würde sich mit etwas Abstand schon wieder beruhigen.
Bleiben oder gehen?
Es gibt viele Formen des Narzissmus. Einige sind weniger ausgeprägt, andere wiederum sind unerträglich. Die Entscheidung, ob man es dauerhaft mit einem Narzissten an seiner Seite aushält, muss jeder für sich selbst entscheiden. Viele Frauen trauen sich nicht, aus einer Partnerschaft mit einem Narzissten auszubrechen. Doch am Ende steht immer die Frage, ob man eine Partnerschaft auf Augenhöhe führen möchte oder dauerhaft zum Ja-Sager wird bzw. werden muss, damit der Haussegen nicht ins Wanken kommt.
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